NO MORE PORTRAITS?
Die Faszination des Portraitierens ist mir nach 20 Jahren des Portraitierens abhanden gekommen. Irgendwo zwischen den ersten analogen schwarz weiß Fotos von meiner Schwester und Freunden und den Millionen Gesichtern Berlins. Dabei erinnere ich mich gut an die neugierige, unbedarfte Herangehensweise ganz zu Beginn, als es nichts zu erfüllen gab, kein Auftrag, keine Vorgabe, reines Experimentieren, bloßes geschehen Lassen, selbst so dumm wie ein weißes Blatt Papier. Ich erinnere auch den allerersten Kunden im Atelier, den ich Jahre später auf einem Politevent wiedertraf. Ich merke mir eben Namen und Gesichter.
Zu viele.
Das Portraitieren ist eine ewige Suche nach Projektion von Sehnsüchten. Ein Instrument zur Selbstdarstellung, um nicht Selbstportraits machen zu müssen. Eine Suche, die ich aufgegeben habe. Oliviero Toscani kommentierte bei einem Portfolio Review in Straßburg ein Foto eines Schauspielers, auf dem ich den Schauspieler weinen ließ (die Träne hing ihm am Auge mit traurigem Blick) mit der Frage: „Warum haben Sie dieses Foto gemacht?“ Herr Toscani kam mir eben sofort auf die Schliche. Meine Verteidigung, es sei inszeniert, aber echt, endete im Fiasko. Am Ende stand mir die Träne im Auge. No more portraits. Aber vielleicht hat jemand auch die Sehnsucht nach der Projektion einer Sehnsucht.