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PROLOG

Nach 8 Jahren Fließband Produktionen und Versorgung mit Produkten des „täglichen Bedarfs“ in Form von hauptsächlich Businessportraitserien trat die versunkene Sehnsucht nach künstlerischer Entfaltung und neuen Perspektiven zurück an die Oberfläche. Ich steckte zu der Zeit in einem Strudel aus 9 to 5 oder besser gesagt 24/7 Modell aus reinem Geldverdienen. Weil es funktionierte. Der Verführung des Erfolgs stellte sich jedoch eine innere Gewissheit „so kann es nicht bleiben“ entgegen. Mein „Test“, ob ich künstlerisch arbeiten kann, sollte dann die Teilnahme an einem Fotowettbewerb im Jahr 2011 werden.

Ich dachte, ich müsste eine spannenden Persönlichkeit portraitieren. Da meine Anfrage bei Fotograf, Tätowierer und Berghain Türsteher Sven Marquardt fehlschlug, fotografierte ich eine Freundin und inszenierte sie zusammen mit ihrem Sohn in einer Art „Sommernachtstraum“. Ich schaffte es damit bis in die Top 10 der Bewerber und erhielt ein Portfolio Review bei Oliviero Toscani.

Revue passierend betrachtet zählt diese Begegnung zu den prägendsten und nachhaltig beeindruckendsten Erlebnissen in Bezug auf die angestrebte Selbstfindung. Wie ein Sturm aus Worten, versteckter Scham, ich sei ja gar kein Künstler, ja gar eine Hochstaplerin, Angst vor Entdeckung und Ehrfurcht vor dem großen Meister mit seinem gewaltigem Gebärden, brach die simultan übersetzte Auseinandersetzung mit Toscani über mich herein. Komfortzone ist etwas anderes. Für Toscani blieb ich ein Rätsel. Ich ging nach Hause mit einem gefühlt „geplatztem Knoten“ und einer erschrockenen Faszination von dem Selbstbewusstsein und der Wucht seiner Leidenschaft und Überzeugung.

„Kunst und Kommerz gehören zusammen“ sagte er.

Das beruhigte mich und ich nahm mir vor, es, zurück im Alltag, in genau jenen zu integrieren.

Kein von Kalt auf Heiß schalten, sondern ein Blick in die unmittelbare Umgebung sollte zu dem ersten Projekt meiner künstlerischen Zukunft führen. Ich inszenierte zu der Zeit oft Senior Models in gespielten Werbesituationen, alles schrill und übertrieben künstlich. Das brachte mich zu einem der ersten konzeptionellen Projekte: „HEROES“, also „MEINE HEROES“.

ARTWORK PORTFOLIO WERBEFOTOGRAF

ÜBER DIE SERIE

Kindheit und Jugend

Kindheit und Jugend sind Zeitspannen, die mit am prägendsten sind in jeder Biografie. Für mich stellte dies das Jahrzehnt der 1980er Jahre dar. Neon Farben, asymmetrische Frisuren, stonewashed Jeans und Pionier Halstücher. Ein Leben zwischen sozialistischen (Vor)Bildern, selbstverständlichem Gehorsam im Gefüge einer damals für mich nicht spürbaren Diktatur und dem Verlangen nach der bunten Welt der westlichen Mode und Kultur. Ich erarbeitete überspitzte Figuren, die als Synonym für die Kindheitserinnerungen stehen sollten. Das Styling ist aus originalen Relikten der 80er Jahre zusammengestellt, das Make Up voll übermäßiger Ironie und jedem Blick haftet eine gestellte Authentizität an.

AWARD

Heroes Artwork

Life Framer

Das Foto von dem amerikanischen Schönheitswettbewerbs Mädchen im pinken Tupfenkleid, mit einer Frisur ála Marilyn Monroe und für ein Kind ihres Alters unangebrachtem Make Up wurde 2018 von LIFE FRAMER, Edition IV „YOUTHHOOD”, prämiert mit den Worten:

“In Katy’s bold and vibrant portrait we see a young girl dressed to the nines – her outfit, make-up and posture channelling that of someone much older. Katy describes how the series is a wry and nostalgic glance back to the 1980s, her defining decade (and the styling is spot-on), but as single image I see it as a comment on the societal pressures placed on young girls. To be preened and polished, to be perfect in the eyes of popular culture. I keep reverting to her expression – a winning smile but eyes that suggest something altogether more vacant. Like her childhood innocence and playfulness has already been drained from her. All in the name of so-called perfection.”
– Life Framer

Thema des Wettbewerbs war es, die Adoleszenz und die Jugend zu erforschen, indem man die Gewohnheiten, Erfahrungen oder das Verhalten von Jugendlichen dokumentiert. Die Arbeiten wurden von Wilfrid Estève, Mitbegründer, künstlerischer und redaktioneller Leiter des renommierten Fotokollektivs und der Plattform Hans Lucas, bewertet.

Copyright Katy Otto

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